Unbegleitete Minderjährige sollen sich hier entwickeln dürfen wie inländische Jugendliche
Seit 2022 steigen die Gesuche unbegleiteter minderjähriger Asylsuchender stark. Die damit einhergehenden Themen und Fragestellungen sind vielfältig und komplex: Die Kantone versuchen, im Spannungsfeld zwischen Fachkräftemangel und spezifischen Herausforderungen des Jugendalters, den jungen Menschen ein altersgerechtes Aufwachsen zu ermöglichen. Die SODK ist auf der strategischen Ebene gefordert.
Der Begriff MNA steht für unbegleitete minderjährige Asylsuchende und umfasst Kinder und Jugendliche bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres, die nicht von erwachsenen Personen betreut und begleitet werden.
Fluchtgründe und Ankunft
MNA haben ihr Zuhause meist nicht freiwillig verlassen. Es ist oft mehr Zufall als Absicht, in welchem Land sie ein Asylgesuch stellen. Die Gründe für die Flucht sind vielfältig: Hoffnung, Erwartungen der Familie, echte Verfolgung oder schlicht keine Vorstellung einer lebenswerten Zukunft im eigenen Land. Es kommen junge Menschen in die Schweiz, die die lateinische Schrift nicht kennen, die oft nur eine geringe Schulbildung in einem komplett anderen System erlebten und plötzlich in einer Lebenswelt sind, die überhaupt nichts mit der Realität in ihrem Herkunftsland zu tun hat.
Herausforderungen des Jugendalters
Diese jungen Menschen haben Hoffnungen und Träume, genauso wie unsere Kinder. Sie sind hier mit nichts vertraut, weder mit unseren Normen noch mit den Anforderungen unseres Bildungs- und Berufssystems. Sie sind aber - wie alle Jugendlichen - mit den Herausforderungen und Entwicklungsaufgaben des Jugendalters konfrontiert. Nebst der körperlichen Entwicklung geht es in dieser Zeit darum, die eigene Identität zu finden. Es ist eine Zeit des Übergangs, in der Unsicherheit, Labilität, aber auch eine aktive, weltzugewandte Umorientierung stattfinden. Eine Aufgabe, die für junge Menschen schon per se riesig ist.
MNA haben wenig Zeit, hier anzukommen und ihre Fluchterfahrung zu verarbeiten. Die gesellschaftliche Erwartung nimmt keine Rücksicht auf ihren Stand der Entwicklung und die professionellen Betreuungspersonen haben wenig Zeit und Spielraum.
Ergänzung MNA-Empfehlungen 2016 um Praxishilfen
Die Kantone sind erneut mit einem kontinuierlichen Anstieg von MNA-Gesuchen gefordert. Trotz anspruchsvollen Rahmenbedingungen unternehmen sie sehr Vieles und entwickeln kreative Ansätze, um den MNA das Ankommen, die Integration und einen guten Start ins Erwachsenenleben zu ermöglichen. Angesichts des Mangels an qualifiziertem Personal und geeigneten Plätzen sowie Pflegefamilien für unter 15jährige braucht es praktische Lösungen, um die Rechte der Kinder unter diesen erschwerten Bedingungen zu gewährleisten. Deshalb startete die SODK 2023 die Arbeit an Praxishilfen und Good Practice aus den Kantonen zur Ergänzung der MNA-Empfehlungen 2016.